Termiten und Ameisen – ein Leben ohne Ruhestand

Termiten werden wegen ihres Aussehens auch weiße Ameisen genannt, in Wirklichkeit jedoch handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Insekten mit knapp 3.000 Arten. Termiten sind vor allem in Afrika beheimatet. Sie ernähren sich überwiegend von Holz und anderen organischen Stoffen, die in tropischen und subtropischen Regionen vorkommen.

Termiten werden ein bis zwei Zentimeter groß, leben aber in teils spektakulär anmutenden Hügeln aus ausgebuddelter und mit Speichel vermauerter Erde, die bis zu fünf Meter hoch sein können. Das Größenverhältnis zwischen Termite und Turm ist vergleichbar mit dem zwischen Mensch und Wolkenkratzer. Von außen betrachtet herrscht in den Nestern der Termiten ein einziges großes Chaos; doch bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass diese Insekten in perfekt organisierten städtischen Gemeinschaften zusammenleben. Ihre wundersamen Miniaturstädte verfügen über Klimaanlagen- und Lüftungssysteme, über eine Königinkammer, Bruträume und spezielle Aufenthaltsräume für die Jungtiere.

Eine wichtige Rolle spielt unter den Termiten ihre instinktive Solidarität, die ja auch in anderen lebenden Organismen tief verwurzelt ist. Auf der Nahrungssuche und bei der Verteidigung ihrer Kolonien kooperieren sie auf sehr effiziente Art und Weise. Aufgaben und Pflichten werden auf alle Schultern verteilt. Die Königin ist dafür verantwortlich, neue Generationen hervorzubringen. Die Arbeiter müssen die Grundbedürfnisse der Gemeinschaft stillen. Und den Soldaten obliegt die Verteidigung des Nests, bei der sie jedoch, wenn nötig, von den Arbeitern unterstützt werden. Ein besonderer Verteidigungsmechanismus der Termiten wurde erst im Juni 2012 von staunenden Wissenschaftlern entdeckt.

Jan Sobotnik von der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und Thomas Bourguignon von der Université Libre de Bruxelles in Französisch-Guayana stießen auf ein bis dahin noch nie beobachtetes Merkmal der Termitenart Neocapritermes taracua. Die Arbeiter dieser Art werden in einem Alter, in dem sie eigentlich reif für den verdienten Ruhestand wären, weil sie nicht mehr dazu in der Lage sind, an der Futtersuche teilzunehmen, für den Militärdienst angeworben. Fortan stellen sie sich ganz in den Dienst der Verteidigung ihres Nests und betätigen sich als ‚Spezialisten für chemische Abwehr‘. Wenn Arbeitertermiten älter werden, wachsen ihnen auf beiden Schulterblättern Rucksack-ähnliche Kammern, in denen eine Chemikalie produziert wird: blaue Kristalle, ein kupferhaltiges Protein namens Hämocyanin. Bei Gefahr im Verzug, beispielsweise bei einem Angriff auf die Kolonie durch andere Termiten, lassen die Insekten Speichel in die Kammern fließen, was zu einer chemischen Reaktion führt. Dabei entsteht eine klebrige Flüssigkeit, eine Art Gel. Dann blasen sie die Kammern auf die Größe eines Tropfens auf, bis sie platzen und die Flüssigkeit freigesetzt wird. Für die Aggressoren kann dies tödliche Folgen haben, denn die Substanz ist für andere Termiten hochgiftig. Die chemische Formel dieser blauen Kristallsubstanz ist noch unbekannt… Weiterlesen

24 Gedanken zu „Termiten und Ameisen – ein Leben ohne Ruhestand

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

error

Gefällt Ihnen der Artikel? Dann abonnieren Sie die Fontäne als Print-Ausgabe.

0

Dein Warenkorb