Mit Dialog und Kommunikation gegen Gewalt

Hikmet Işık

Frage: Welche Aufgaben und Verantwortungen fallen denjenigen zu, die sich dem Dienst an der Menschheit verschrieben haben, um der Gewalt, einem der größten Probleme unserer Zeit, entgegenzuwirken und sie einzudämmen?

Antwort: Eines der wichtigsten Ziele derjenigen, die sich der Sache des Glaubens und des Korans verschrieben haben, besteht darin, jeglicher Form von Gewalt, die bereits existiert oder potenziell auszubrechen droht, Einhalt zu gebieten.

Denn ihre vorrangige Aufgabe ist es, die materiellen und geistigen Leiden der Menschheit zu beheben. Und Gewalt ist zweifelsfrei eines der größten Probleme, mit denen sich die Menschheit heutzutage konfrontiert sieht. Aus diesem Grund sollten sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um diesbezüglich Projekte zu entwickeln und Strategien auszuarbeiten.

Fürwahr, diejenigen, die sich dieser Sache verschrieben haben, müssen der Welt zeigen, dass ihr Glaubenssystem, ihre Gedankenwelt und ihr Religionsverständnis, welche bisher wie Trödelware zur Seite geworfe wurden, durchaus von universellem Wert und sehr zuträglich für das Wohlergehen der Menschheit sind. Wir sind davon überzeugt, dass die Werte, die wir vertreten, einen wesentlichen Beitrag zur Lösung vieler chronisch gewordener Probleme unserer Zeit leisten können.

Wir sollten es als unsere Verantwortung betrachten, diese wertvollen Schätze nicht vor der Menschheit zu verbergen, sondern sie allen zugänglich zu machen.

Dabei gilt es jedoch, sorgfältig und mit Bedacht vorzugehen, Fehler in der Vorgehensweise zu vermeiden und uns von jeglicher Form von Zwang und Aufdrängung fernzuhalten.

Die Botschaften, die wir vermitteln wollen, sollten wir nicht mit Worten, sondern vielmehr mit unseren Verhaltensweisen bis hin zu unserer Körpersprache ausdrücken, indem wir sie zunächst selbst beherzigen und konsequent danach handeln.

Bedauerlicherweise haben zwei Faktoren dazu beigetragen, dass das leuchtende Antlitz des Islam getrübt wurde: Zum einen hegen bis heute manche Kreise Vorurteile und eine feindselige Haltung gegenüber dem Islam, zum anderen geben einige Unwissende und Törichte unter den Muslimen selbst ein schlechtes Beispiel. Dies hatte wiederum zur Folge, dass die Menschheit nicht von dieser reinen und wertvollen Quelle profitieren konnte.

Vielmehr wurde der Islam sogar als eine Religion der Gewalt und der Radikalität dargestellt. Er wurde angesehen als eine Religion, der nur grobe und barbarische Menschen angehören. Viele Menschen haben daher leider nicht die Gelegenheit erhalten, seine wahren Werte kennenzulernen.

Es ist deshalb eine überaus wichtige Aufgabe der Menschen, die einen festen und unerschütterlichen Glauben an Gott haben, der ganzen Welt zu zeigen und zu erklären, dass der Islam keine Religion ist, die zu Radikalität und Gewalt aufruft. Sondern ganz im Gegenteil, er ist das wirksamste Mittel gegen diese beiden Übel, die die Menschheit plagen.

Hierbei ist es wichtig, sich folgenden Grundsatz zu vergegenwärtigen: Wenn ihr euch nicht um die Probleme und Anliegen kümmert, die der Menschheit wichtig sind, und euch nicht mit ihnen befasst, dann wird sie auch gegenüber euren Anliegen gleichgültig sein.

Wenn wir heute nicht die nötigen Schritte unternehmen, um gegen Gewalt, Terror, Radikalismus, Armut und Hunger vorzugehen, welche längst zu globalen und chronischen Problemen geworden sind und eine Bedrohung für die gesamte Menschheit darstellen, dann werden wir auch bei anderen Projekten nicht die nötige und erhoffte Unterstützung erfahren, und seien sie noch so sinnvoll und konstruktiv.

Wer sieht, dass wir uns nicht für seine Belange einsetzen, wird uns in den entscheidenden Momenten nicht beistehen. Daher ist es von ungeheurer Bedeutung, uns all der Dinge und Anliegen anzunehmen, die ein Großteil der Menschheit von uns zu handhaben erwartet, und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diesen Erwartungen gerecht zu werden.

Dialog und Toleranz

Um ein wenig konkreter zu werden: Eines bzw. einer der wirksamsten Mittel und Wege, Gewalt vorzubeugen, ist, eine Kultur des Dialogs und der Toleranz zu etablieren. Auf diese Weise kommen Menschen an einem Tisch zusammen, lernen einander besser kennen, lernen, wie man teilt und Kompromisse eingeht, und entwickeln die Fähigkeit, in Frieden zusammenzuleben.

Zu Beginn könnten die Menschen Abstand halten oder Vorbehalte haben, da sie eure Absichten vielleicht nicht gänzlich verstanden haben. Doch wenn die Vernünftigkeit und Notwendigkeit dieser Sache überzeugend vermittelt werden, wird sich im Laufe der Zeit so gut wie jeder an dieser Gemeinschaftsarbeit beteiligen.

So sind die Bemühungen der Hizmet-Engagierten seit den 1990er Jahren im Rahmen ihrer Möglichkeiten, etwas für die Förderung von Weltoffenheit und Dialog zu tun und die Wichtigkeit dieser Sache immer wieder zu betonen, bei einigen Kreisen zunächst auf Kritik und Ablehnung gestoßen, fanden jedoch später immer mehr Anerkennung und Akzeptanz in unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen, Nationen und sogar Staaten. Der nächste Schritt besteht darin, Wege zu finden, diese Bemühungen systematisch auszubauen und weiterzuverbreiten.

Gott hat jeden Menschen als eine eigene Welt erschaffen. Jede Gesellschaft und Nation hat eine Kultur und Werte, die ihr eigen sind. Unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, um sie auf bestimmte gemeinsame Werte einzustimmen, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, das nur gelingen kann, wenn man die Herzen der Menschen anspricht und sie zu überzeugen weiß.

Jedoch kann man es damit schaffen, zumindest bis zu einem gewissen Grad für ein friedliches Miteinander zu sorgen, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist, sowie gewisse Konfliktursachen zu beseitigen und ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. In jedem Fall ist es unsere Pflicht, uns aktiv für diese Ziele zu bemühen und als Repräsentanten des Friedens aufzutreten.

Wer selbst respektiert werden möchte, muss alle anderen mit Respekt behandeln. Wenn wir anderen Religionen, Kulturen und Zivilisationen mit Achtung begegnen, tragen wir dazu bei, dass auch unsere eigenen Werte respektiert werden. So wird der Respekt, den wir anderen entgegenbringen, eines Tages als Echo zu uns zurückhallen. Wenn alles, was man von sich gibt, zu einem zurückschallt, dann sollte man darauf achten, dass es gute und schöne Dinge sind, sodass man am Ende keinen Schaden davonträgt.  

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