Junger Mensch!

Von Fethullah Gülen

Höre doch einmal auf die Atemzüge deines Herzens und deines Geistes!

Sei gespannt und auf die Abrechnung mit deinem Nefs (Selbst) bedacht!

Erhebe dich mit der aufkeimenden Morgendämmerung des Glaubens in dir und beginne, auf leuchtenden Wegen zu gehen, die in deinem Gewissen erscheinen und zum Wahrhaftigen Einen führen!

Dieser goldene Weg führt sowohl durch als auch außerhalb von Raum und Zeit.

Nur auf diesem Weg wirst du den Sinn, der deinen Geist umhüllt, und das strahlend leuchtende heilige Ziel vor dir erkennen; und so gleich wirst du von der magischen Schönheit dieser unendlichen und fesselnden Wahrheit mitgerissen werden.

Auf diesem Weg, den du mit der Entdeckung deines Selbst beginnst, wird jeder Schritt dich an die von dir vergessenen Wahrheiten erinnern, als ob du sie zum ersten Mal entdecken würdest. Je tiefer du in deine innere Welt eintauchst, desto mehr wirst du neue Dimensionen darin finden und in einen tiefen und umfassenden Frieden eintreten, umgeben von Farben und Licht.

Mit dem Licht der in dir leuchtenden Fackel des Glaubens wirst du sehen, wie sich die Strahlen aus dem Jenseits in jede Ecke von Raum und Zeit ausbreiten.

In den starken, lichtähnlichen Armen deines Glaubens wirst du so hoch aufsteigen, dass du Supernovas, Pulsare und Schwarze Löcher wie Rosen und Knospen in den Weiten des Kosmos sehen und lieben wirst.

Manchmal wirst du im Spiegel deines Gewissens beobachten, wie dein Geist wie ein unsterblicher Lichtstrahl die Grenzen der Materie durchdringt und außerhalb von Raum und Zeit gleitet.

Und du wirst begeistert sein, wenn du erkennst, dass alles im Universum Reflexion einer ewigen Quelle ist.

Schließlich wirst du wahrnehmen, dass alle funkelnden Strahlen auf allen glänzenden Dingen aus dem Unendlichen kommende Lichter sind, und du wirst von den schimmernden Sinngehalten, die dein Selbst (Nefs) umhüllen, überwältigt sein!

Doch jeder Gunstinput (waridat) erfordert Mühe, jede segensreiche Gnadengabe (nimet) kommt im Gegenzug für eine Anstrengung, und jeder Erfolg, ob materiell oder spirituell, ist an eine Reihe von Entbehrungen gebunden.

Ohne Anstrengung gibt es keine Gunstinputs, ohne Last keine segensreiche Gnadengabe, und ohne einige Entbehrungen kann kein Erfolg erreicht werden.

Wer auf einem solch harten, aber zugleich auch freudenreichen Weg wandern möchte, muss zuerst sein Ziel festlegen und seine Handlungen planen und sich disziplinieren.

Dann sollte er mit der festen Absicht, dem Glauben, dem Willen und der Entschlossenheit, nicht umzukehren, aufbrechen, um nicht auf den Steigungen stecken zu bleiben oder seinen Pfad aufgrund von Verwirrungen zu verlassen oder etwa bei auftretenden Schwierigkeiten den Mut zu verlieren.

Ein Weg ohne klares Ziel ist nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich.
Da man auf einem solchen Weg niemals ein Ergebnis oder Ziel erreichen wird, besteht die Gefahr, dass am Ende die Hoffnung gelähmt und der Glaube sowie die Entschlossenheit völlig verlorengehen.

Wie wir beim Lesen eines Buches mit den leicht verständlichen Teilen beginnen und langsam voranschreiten, sollten wir auch Hügel und Hindernisse, die wir überwinden müssen, in kleinere Abschnitte unterteilen. Dadurch verhindern wir, auf unüberwindbar scheinenden Wegen die Hoffnung zu verlieren und aufzugeben.

Es ist unmöglich, eine seit Jahrhunderten in jeder Hinsicht durchlöcherten individuellen und sozialen Körper auf Anhieb zu reparieren und wiederzubeleben, sodass sie wieder ihre frühere Dynamik erlangt und mit der ganzen Welt abzurechnen vermag.

Es ist jedoch durchaus möglich, ihre Teile nach und nach zu beleben und der Gesamtstruktur so ihre frühere Funktion zurückzugeben.

Auch wenn wir alles, was wir tun, langsam und auf natürliche Weise angehen, wird dies in uns den Glauben wecken, dass wir etwas erreicht haben, und unseren Willen anspornen.

Eines Tages werden wir dann mit Staunen und Bewunderung sehen, dass wir die furchterregenden Entfernungen vor uns überwunden und das Ende des Weges erreicht haben. Vor Dem, der uns seine Gunst zuteilwerden ließ, werden wir dann in Dankbarkeit niederknien.

Mit Unbedachtheit und einem realitätsfernen Engagement kann nichts erreicht werden!

Indem sie sich mit verschiedenen Schwierigkeiten auseinandersetzen und diese nacheinander überwinden, werden die Glücklichen, die in ihrem Willen das Zeichen der Gunst (ihsan) und des Beistands Gottes (inayet) tragen, eines Tages auf dem Gipfel stehen.

Sie werden sehen, wie die von ihnen gesäten Samen wie blühende Ähren gedeihen, und werden immer wieder auf ihre leuchtende Zukunft blicken und lächeln.  

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