Die Stellung des Menschen und seine Verantwortung

Von M. Fethullah Gülen

Wenn der Mensch Gottes Stellvertreter auf Erden, der Liebling des Allmächtigen unter allen Geschöpfen, das Wesen und die Quintessenz der Schöpfung und der hellste Spiegel des allmächtigen Schöpfers ist – und daran besteht kein Zweifel –, dann wird der Eine, der ihn in diese Welt gesandt hat, ihm die Kraft, die Macht und die Fähigkeit geben, die Geheimnisse der Universen zu entdecken, die verborgene Macht, die Kraft und die potenziellen Möglichkeiten der Welt zu offenbaren und ein bewusster Vertreter Seiner Attribute wie Wissen, Wille und Macht zu sein, indem er alles am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt einsetzt.

Er wird ihm das Recht, die Macht und die Fähigkeit geben, ein bewusster Vertreter seiner Attribute wie Wissen, Wille, Macht usw. zu sein, sodass er auf kein Hindernis stößt, das er nicht überwinden kann, während er in die Schöpfung eingreift und seine Aufgabe des Stellvertreters erfüllt, keine Widersprüche in seinen Beziehungen zu den Dingen erfährt, sich unbeschwert in den Korridoren der Ereignisse bewegen kann, keine Schwierigkeiten bei der Entwicklung der in seinem Wesen verankerten Potenziale hat und nicht auf unerwartete Hindernisse bei der Verwirklichung seiner Wünsche und Ambitionen trifft, die bis in die Ewigkeit reichen.

Es ist klar, dass der Mensch mit seinen Errungenschaften und Werken heute mit einer besonderen Ausstattung und besonderen Möglichkeiten in die Welt geschickt wurde. Ja, wenn wir den Punkt betrachten, den er heute erreicht hat, und die Erfolge, die er erzielt hat, trotz aller Unannehmlichkeiten, die er selbst verursacht hat, ist es klar, dass er auf keine Hindernisse gestoßen ist, sondern viele Erfolge erzielt hat. Auch wenn er in einigen seiner Werke einige Fehler gemacht hat, hat er dennoch dem Anspruch seines Willens gemäß gehandelt, um die Schöpfung neu zu gestalten. Er hat die Welt in eine andere Position gebracht, indem er die Welt wiederaufgebaut hat, entweder bewusst oder unbewusst, wurde er ein Spiegel für die frohe Botschaft des Allmächtigen, indem Er gesagt hat: „Ich werde einen Stellvertreter auf der Erde erschaffen.“ Mit dieser Offenbarung verwies der Allmächtige auf ein neues Personal der Berufung hin. 

Relativer Segen und relatives Übel

Wenn er auch manchmal die von den Engeln durch spirituelle Entdeckung und Beobachtung geäußerte Furcht vor Unheil als richtig erwiesen hat, so ist doch die Zahl des großen und konstanten Gutes, das das Paradies als Endergebnis mitbringt und das durch ihn gegen solche Teilübeln verwirklicht worden ist, nicht gering. Ja, in seiner Welt gab es schon immer einen relativen Segen gegenüber einem relativen Übel. Mit den rechtschaffenen Dienern, Gottesfreunden, reinen Gelehrten, den Propheten, die als Monde und Sonnen der Menschheit gelten, haben sich Güte und Schönheit überall verbreitet, überall gelebt, und wurde dem Anspruch des Amtes der Stellvertretung Gottes, das Gott den Menschen anvertraut hat, gerecht gehandelt. Vor allem von denen, die sich des Zwecks der Schöpfung bewusst sind, wurde dieser Auftrag mehrmals erfüllt. Ein Gläubiger, der das Geheimnis der Schöpfung versteht, begreift, dass er mit anderen Gedanken, anderen Überzeugungen und anderen Verantwortlichkeiten für sein Verhalten in diese Welt gesandt wurde – was auch erwartet wird – und passt sein Verhalten entsprechend an. Dass er sich so verhalten soll, ergibt sich nicht nur aus der intellektuellen und geistigen Ausstattung des Menschen, sondern auch aus der häufigen Betonung des Zusammenhangs zwischen seinem wahren Wert sowie seinen Einstellungen und Verhaltensweisen im Koran. Der allmächtige Schöpfer sagt im Koran: „Ich habe die Dschinn und die Menschen erschaffen, damit sie Mir dienen (indem sie Mich kennen), und nicht zu anderen Zwecken“, unterstreicht den wichtigsten Zweck der Erschaffung als Mensch, den Anspruch auf die Stellvertretung und die verschiedenen Ausstattungen. Eine solche erste Mahnung ist sowohl ein Aufruf zu allgemeiner Verantwortung und Dankbarkeit für die vorangegangenen Segnungen als auch eine wichtige Warnung hinsichtlich der grundlegenden Ausrichtung des Auftrags der Stellvertretung.

Gottesdienerschaft, die wir in seiner umfassendsten Ausprägung auch als „Geschöpf und Dienersein bezeichnen können, ist der himmlische Titel, in Harmonie mit dem Sein und den Dingen zu sein, in Harmonie mit der Welt und ihren Inhalten zu sein, durch die geheimnisvollen Korridore des Universums zu reisen, ohne hier und da stecken zu bleiben, kurz gesagt, das Gleichgewicht zwischen der inneren Harmonie und der Existenz des Menschen aufrechtzuerhalten, der seinen Sitz an dem Schnittpunkt der schöpferischen und der normativen Anordnungen Gottes eingerichtet hat. Denn ohne diese Harmonie und dieses Gleichgewicht ist es für die Menschen nicht möglich, den Weg fortzusetzen, auf dem sie die menschlichen Werte achten und schützen. In dem Maße, in dem der Mensch in Übereinstimmung mit dem Zweck seiner Schöpfung handelt, wird er beim Schutz seiner Beziehungen zu den Wesen und Phänomenen als erfolgreich angesehen. Im Gegenteil, ein Mensch, der nicht in Übereinstimmung mit dem Zweck seiner Schöpfung handelt oder der seine Verantwortung auch nur teilweise vernachlässigt, gerät angesichts der sich drehenden Schemata und funktionierenden Räder des Universums in ständige Konflikte und kann diese Welt, die in gewissem Sinne sein eigenes Zuhause, seinen eigenen Palast darstellt, in eine Hölle verwandeln, in der er nicht leben kann. Schon heute zittern einige vor der Angst, dass sich die Welt in sehr naher Zukunft in eine solche Hölle verwandeln wird.

Entfremdung von seinem Schöpfer

Es ist eine Tatsache, dass die Harmonie zwischen den zwingenden Gesetzen, denen die Schöpfung auf der Ebene der einfachen Kausalität unterworfen ist, und dem freiwilligen allgemeinen Verhalten der Menschen nur Derjenige kennt, der das Universum wie ein Buch vorbereitet und es der Menschheit zur Verfügung gestellt hat. Die Einhaltung der ethisch-normativen Anordnungen im Rahmen der Botschaften, die aus einer solchen Wissensquelle stammen, ist die einzige Möglichkeit, die Geheimnisse der göttlichen Prinzipien zu verstehen und mit ihnen in Einklang zu kommen. Ja, nur so kann der Mensch Konflikte und Lücken mit den Gesetzen, an die die gesamte Schöpfung gebunden ist, vermeiden und den Frieden spüren, in seinem eigenen Haus, in seinem eigenen Palast zu sein. Im Gegenteil, wenn sich der Mensch von seinem Schöpfer löst und sich von ihm entfremdet, gerät er in einen Teufelskreis, in dem er sich immer weiter von Ihm löst und entfremdet und in einen Teufelskreis der Konfrontation mit der Schöpfung und Ereignissen gerät, sodass es dann unmöglich ist, dass ein solcher Mensch sich wieder verbessert. 

Die Tätigkeit des Menschen als Stellvertreter des Schöpfers vollzieht sich in einem bemerkenswert weiten Kreis, der vom Glauben und dem Gottesdienst bis zum Erkennen der Geheimnisse der Dinge und Ereignisse und von dort bis zum Eingreifen in die Natur reicht. Ein wahrer Mensch plant sein ganzes Leben lang zunächst seine Gefühle und Gedanken mit seinem Glauben, organisiert sein individuelles und soziales Leben mit verschiedenen Arten des Gottesdienstes, bringt seine familiären und sozialen Beziehungen mit seinen allgemeinen Handlungen ins Gleichgewicht und versucht, die Anforderungen eines wahren Stellvertreters zu erfüllen, indem er die Flagge seiner eigenen Gattung als Mensch überall von den Tiefen der Erde bis zu den Weiten des Himmels hisst und seinem Willen gerecht wird; Er bearbeitet und entwickelt die Erde, erhält die Harmonie zwischen der Schöpfung und den Menschen aufrecht und bemüht sich, die Farbe, die Form und den Akzent des Lebens auf eine menschlichere Ebene zu bringen, indem er die Reichtümer der Erde und des Himmels im Rahmen der Ordnung und Erlaubnis des Schöpfers hinter sich nimmt. Das ist die tatsächliche Stellvertretung Gottes, die die Bedeutung des Gottesdienstes beinhaltet! Und das ist auch der gemeinsame Punkt der kleinsten Anstrengung und der größten Gabe. Der Name der Bewegung, die den Menschen zu einem solchen Punkt führen wird, bezeichnet man als Gottesdienst. Gottesdienst ist nicht nur, wie so manche meinen, die Erfüllung einiger spezifischer Handlungen; sie ist der Titel einer umfassenden Dienstbarkeit und einer umfassenden Verantwortung und sie ist im Zusammenhang mit der Stellvertretung der klarste, deutlichste Ausdruck der Beziehung zwischen Mensch, Universum und Gott. Wenn Gottesdienst der Name und der Titel dafür ist, dass der Mensch von allen Bindungen außer den des Gottes befreit, und das Bewusstsein der Verbundenheit mit Gott im Herzen trägt, dass er Seine Schönheit, Seine Ordnung und Seine Harmonie in jedem Teil des Daseins sieht, hört und fühlt – und daran besteht kein Zweifel –, dann steht der Gottesdienst dafür, dass er sich mit allem und jedem Gott zuwendet und alles an Ihn bindet; sie ist der gesündeste und kürzeste Weg, um den theoretisch-praktischen Kontakt mit ihm in jedem Augenblick zu erneuern. Niemand, der einen solchen Weg bewusst beschreitet, zögert, dass er ein Gottesdiener ist und dass seine Pflicht darin besteht, das Recht zu erfüllen, mit einem Titel wie der Stellvertretung geehrt zu werden; er zögert nicht, dieses flüchtige irdische Leben in vollen Zügen zu leben, seinen Namen mit der Tinte des Eifers und der Aufrichtigkeit zu schreiben, wo immer er hingeht; seine Gefühle in jeden Winkel von Zeit und Raum zu hauchen, wohin immer seine Hand und sein Ruhm reichen; Er wird sich bemühen, eine Tiefe zu erreichen, die alle Welten ausfüllen kann, und mit einer Breite des Willens leben, die dafür ausreicht, um das Unendliche zu bieten, und so wird er mit dem Frieden, für Ewigkeiten bestimmt zu sein, in den tiefsten geistigen Freuden wandern, die das Universum übersteigen und den Himmel erreichen.

Freiheit durch wahre Gottesdienerschaft

Vor allem, wenn dieser Mensch in der Lage ist, dem Wesen und dem Geist seiner Werke und Dienste zu folgen, anstatt sich an deren Ergebnissen zu orientieren, indem er die Pflicht und die Verantwortung in den Grundsätzen der Offenbarung und in den anspornenden Geboten hervorhebt, wird ihn weder die Tatsache, dass die Ergebnisse nicht so ausfallen, wie er es sich erhofft hat, zur Verleugnung veranlassen, noch wird er etwas von seinem Wunsch, weiterhin zu dienen, verlieren; Er erfüllt jeden Dienst, den er verrichtet, mit einer tiefen Freude an der Anbetung und sitzt auf und nieder mit der Dankbarkeit, den Gipfel der wahren Gläubigen erreicht zu haben, der als die höchste Stufe der Existenz gilt; er sitzt auf und nieder und verfällt niemals in Verzweiflung, gerät nicht in Panik und empfindet keine Langeweile angesichts der Mühsal des Weges. Weit davon entfernt, in Verzweiflung, Panik und Langeweile zu verfallen, wird er durch die tiefen Aromen in der Essenz von den Taten seines Nefs noch mehr angeregt, und wie Mewlana sagt er: „Ich bin ein Diener geworden, ich bin ein Diener geworden, ich bin ein Diener geworden / Die Diener freuen sich, wenn sie befreit werden / Ich bin glücklich und selig, weil ich ein Diener bin.“

Er misst und bewertet den Wert der Arbeit und der Tat nicht nach dem Ergebnis, sondern direkt nach der gesunden Erfüllung seiner Pflicht. Diese liegt der aufrichtigen Erfüllung seiner Pflicht zugrunde, die mit reiner Absicht vollzogen und mit dem Wohlwollen Gottes übereinstimmen wird. Indem er so handelt, verengt er die Weite seiner Gottesdienerschaft nicht dadurch, dass er sie mit Lohn und Belohnung verknüpft und göttliche und jenseitige Taten mit den Ergebnissen, die zur Welt gehören, verweltlicht; im Gegenteil, er betrachtet sie immer im Verhältnis von null zu unendlich und lebt mit der Ausdehnung eines solchen Verhältnisses in seiner Seele. Ein Mensch, der diese Weite mit seinen Gefühlen, Gedanken und seinem Herzen fühlt und spürt, erreicht den Trost, ein Diener des Allmächtigen zu sein, und befreit sich von verschiedenen Unterdrückungen; er befreit sich nicht nur von ihnen, sondern er rettet auch seine Menschlichkeit und erlangt seine wahre Freiheit, indem er von seinem Gewissen vernimmt, dass er Wächter einer Tür ist, die nicht unterdrückt und erniedrigt. Es ist eine Pflicht für ihn, sich so zu verhalten, um die unverdient verschenkten Gnadengaben zu bewerten. Dass Gott seine Gnadengaben auf verschiedenen Wellenlängen weiterhin fortsetzt, ist eine Extra-Gnadengabe für ihn.

Der Mensch als pflichtbewusster Stellvertreter Gottes

Wenn der Mensch Gottes Stellvertreter auf Erden ist – und der Mensch ist potenziell der einzige Kandidat auf diese Ehre –, dann wird er im Namen Gottes handeln, im Namen Gottes beginnen, sich um Gottes willen ärgern, um Gottes willen lieben, in Übereinstimmung mit Seinen erlaubten Grenzen in die Schöpfung eingreifen und jede Aufgabe, die er bewältigt, unter der Berücksichtigung der Stellvertretung Gottes zu Ihm erfüllen. Deshalb wird er weder auf seine Erfolge stolz sein noch an seinen Niederlagen verzweifeln noch sich seiner Fähigkeiten rühmen noch die Gaben Gottes an ihm verleugnen; er wird alles von Gott wissen, und er wird die Werke, die er sieht, als Arbeit betrachten, und mit jedem neuen Erfolg wird er sich erneut an seinen Herrn wenden im Sinne einer Erneuerung seiner Zuversicht, seines Vertrauens und seiner Treue laut verkünden, und mehrmals am Tag wird er zu sich selbst mit den Worten von Mehmet Akif sagen: „Setze dein Vertrauen auf Gott, halte dich fest an Handlung, werfe dich der Fügung Gottes unter / Wenn es einen Weg gibt, dann ist es dieser, ich kenne keinen anderen Ausweg.“ 

Er wird in ständiger Spannung sein, immer entschlossen, immer enthusiastisch, immer pflichtbewusst, und da er seine Bewegungen und Schritte immer mit dem Ziel der Gottesdienerschaft verbindet, wird er weder mit seinen Siegen und Erfolgen je überheblich sein, noch wird er bei seinen Niederlagen enttäuscht werden. So wie er beim Gehen auf einem geraden Weg oder beim Bergabfahren eine gewisse Aufregung und Bequemlichkeit zeigt, wird er auch beim Erklimmen der steilsten Hänge dieselbe Ausdauer und Entschlossenheit an den Tag legen. Ja, einerseits zeigt er eine Leistung jenseits aller Vorstellungskraft, indem er alle seine mentalen, herzlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten für die Erfüllung der Pflicht der Stellvertretung Gottes mobilisiert, andererseits ist er gegenüber den Ergebnissen, die nicht in seinem Verantwortungsbereich liegen, so bescheiden wie möglich, immer voller Hingabe an Gott, auf der Suche nach neuen Schritten, voller Hoffnung auf alternative Formationen und immer in Kontakt mit Gott dem Allmächtigen. 

Hier ist ein Beispiel für einen wahren Gläubigen und einen Menschen der Wahrheit! Viele, die in die Welt gekommen sind und sie verlassen haben, folgten diesen Prinzipien und haben die Orte, an denen sie vorbeigingen, in die Korridore des Paradieses verwandelt … und viele andere folgen diesen Wegen und nähern sich den Tagen an, die Gott ihnen versprochen hat. Sowohl die bereits Gekommenen und Gereisten als auch deren Nachfolger lebten und leben als Helden mit Eigenschaften, die ihnen eigen sind. Selbst mit einem kleinen Durchlass wird es ziemlich lange dauern, diese Privilegierten durchzusehen und über sie zu sprechen. Mit eurer und ihrer Erlaubnis verschieben wir dieses Thema der Durchschau auf eine unbekannte Zeit … 

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