Vom Chaos zur Ordnung
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Gemessen an unserem Verständnis von Moral, Tugend, Wissenschaft und Erkenntnis erweckt unsere Gesellschaft seit einigen Jahrhunderten schon den Anschein einer Ruine. Seit so vielen Jahren ist sie auf der Suche nach einem neuen Grundverständnis und einem neuen Denken in Bildung, Kunst und Ethik. Es dürstet uns nach entschlossenen Menschen, die des Titels ‚Statthalter Gottes auf Erde‘würdig sind; nach Menschen, die sich den Problemen entgegenstellen und sie aus der Welt schaffen; nach Menschen, die überall in diesem weiten Land jenem verwaisten und kraftlosen Geist trotzen, der Verantwortungsbewusstsein, menschliche Werte, Wissen, Moral, Selbstreflexion und Tugend geringschätzt. Es besteht Bedarf an kultivierten und standhaften Menschen, die das Dasein in seiner ganzen Tiefe und die Menschheit in ihrer ganzen weltlichen und außerweltlichen Dimension in die Arme schließen und interpretieren.
Die jüngsten Winde der Veränderung und Transformation in der Welt haben vielen die Masken vom Gesicht gerissen und ihre wahren Identitäten enthüllt. Die gleichen Winde haben uns gestattet, einen flüchtigen Blick auf die wahre Essenz der Lebewesen und Dinge zu werfen. Heute sehen wir die Ereignisse, mit denen wir konfrontiert sind, schärfer und können korrektere und verlässlichere Schlussfolgerungen ziehen. So ist uns klar geworden, dass nicht nur unsere äußere Erscheinungsform und Haltung sowie unsere Denkweise und Lebensphilosophie einst ins Exil verbannt, dem Vergessen überantwortet und aus dem Gedächtnis gelöscht wurden. Noch erheblich mehr gelitten haben unsere Kultur, unser Geschichtsbewusstsein, unser moralisches System, unser Tugend- und Kunstverständnis und die Wurzeln unserer spirituellen Essenz. Unsere spirituellen Bindungen wurden durchtrennt, und die Quellen des Anstands sind vertrocknet. An ihrer Stelle befinden sich nun unüberwindbare Klippen und Abgründe, die zwischen uns und unserer Vergangenheit klaffen.
Wir haben in dieser gesegneten Welt Zeiten erlebt, in denen man die Intellektuellen zum Schweigen brachte und der Brunnen des Denkens versiegelt wurde; in denen die Repräsentanten von Macht und Autorität Verwirrung und Degeneration verstärkten; in denen ganze Generationen von bedauernswerten Menschen in den leblosesten, hoffnungslosesten und dunkelsten Gefühlen gefangen waren und in einem ächzenden Chaos versanken, das dem Tod nicht unähnlich war. In diesem ‚roten‘ Zeitalter, als alles vom zähen Dunst und Nebel der Hoffnungslosigkeit überlagert wurde, vergossen die Augen Tränen der Ratlosigkeit und stöhnten die Herzen auf, wenn sie in die Gesichter der Schamlosen schauten. Mit einer Stimme, die von ganz tief innen kam, verlieh man verzweifelt seinen Gefühlen Ausdruck: „Was sonst hätte man auch erwarten können von diesen Verwirrten, die Segel zum Frevel gesetzt haben, von diesen Gedankenlosen, die allem und jedem applaudieren, die ihrem eigenen abgrundtiefen Gewissen zum Opfer fielen und sich daran gewöhnten, sich bedingungslos vor jeder Macht zu verneigen?“ Damals wurden viele Dinge erschüttert und zerstört. Andere starben ab und verschwanden. Doch ersetzt wurden sie nicht, nicht ein einziges von ihnen. Inzwischen merken sogar die sogenannten Realisten unter uns, denen es um nichts anderes als ihr eigenes Vergnügen geht, dass da nichts ist, was an die Stelle all dessen getreten ist, was einst verloren gegangen ist. Selbst sie verspüren Besorgnis und Unbehagen. Die Werte der Gesellschaft befinden sich nach wie vor in einem zerrütteten Zustand.
An diesem Punkt stellt sich nun die Frage, wie und mit welchen Mitteln wir dieses moralische Elend, das unser Leben zu einer Last und einem Mysterium gemacht hat, abstreifen sollen. Wie überwinden wir diese Krise, die unser Inneres in einen noch stärkeren Strudel zu reißen droht als in früheren Zeiten? Wie entkommen wir dieser Notlage, die doch Individuen, Familien und Gesellschaft gleichermaßen ergriffen hat? Wie können wir zuversichtlich in die Zukunft gehen? Etwa mit einigen wenigen importierten Konzepten und wankelmütigen Ideologien? Oder mit dem beschränkten Denken unserer Zeit, auf dem versucht wird, alles aufzubauen? Nein! Weder jene unzulässigen Konzepte und Ideologien noch diese begrenzte Logik werden uns unsere schwere Last von den Schultern nehmen können.
Alle bisherigen Bemühungen um Erneuerung in unserer Welt waren nichts als Lug und Trug. Sie haben nie ein gemeinsames Ziel verfolgt oder auch nur den kleinsten Erfolg verbuchen können. Die Machthaber haben den Pinsel nicht aus der Hand gelegt und einfach Farbe über die Wunden des verletzten gesellschaftlichen Körpers gegossen. Dabei haben sie sich für ausgesprochen geschickt oder sogar revolutionär gehalten. Was sie jedoch völlig übersehen haben, waren die inneren Blutungen in den wichtigsten Blutgefäßen der lebenswichtigen Organe und die Komplikationen, die diese Blutungen mit sich brachten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich daran kaum etwas geändert, sieht man einmal von einigen bescheidenen historischen Errungenschaften und Leistungen Anfang des Jahrhunderts ab. Niemand kann behaupten, dass man die Anstrengungen weniger mit jener Tugend und Entschlossenheit weiter verfolgt hat, die zu Beginn des Tatendrangs an den Tag gelegt wurde. Auf dieser Ebene von einem einheitlichen Vorgehen zu sprechen und sich von hier Erneuerung und Wiederbelebung zu erwarten, ist zwar nicht völlig utopisch, zumindest aber sehr zweifelhaft.
Die Gesellschaft ist in verschiedene Gruppen zerfallen, die sich immer weiter voneinander entfernt haben, ohne sich freilich einzugestehen, dass sie sich im Hinblick auf ihr intellektuelles Leben, ihren Geist und ihre Essenz grundlegend voneinander unterscheiden.
Sie sind einander fremd geworden und wurden für ihre Mitmenschen zu Bestien. Und dies in einem Maße, dass, wenn die einen sagen, etwas ist schwarz, die anderen automatisch entgegnen: Nein, es ist weiß. Wenn die einen eine Idee vortragen, weisen die anderen sie zurück und bekämpfen sie; und wenn die anderen ihrerseits einen Gegenvorschlag machen, bezeichnen die einen das als Verrat. Sind die einen endlich einmal stark und entschlossen, dann beschuldigen die anderen sie, bigott und fanatisch zu sein. Neben all diesen Differenzen rufe man sich auch die Dimensionen dieses Kampfes vor Augen, oder besser gesagt dieses Wortgefechts, in dem es keine Normen gibt, die von allen Seiten als verbindlich anerkannt werden. Auf welcher die Wahrheit steht, lässt sich da kaum herauszufinden.
Mehr als alles andere benötigen wir deshalb heute ein Denken, das aufklärend wirkt, und Maßstäbe, die Orientierung bieten und uns auf den Weg der Wahrheit und der Tugend führen. Einst waren uns unser Gewissen und unsere moralischen, ethischen Werte eine Quelle des Lichts, mit der sich viele Probleme lösen ließen. Heute hingegen ist unser Gewissen schwer verwundet, und unsere Werte haben sich in ihre Bestandteile aufgelöst. Leider wurden diese beiden wichtigen Dynamiken ihrer Kraft beraubt, und ihr erfrischender Wasserstrahl ist – einem Springbrunnen im Museum gleich – verdorrt. Der türkische Nationaldichter M. Akif Ersoy hat es einmal so formuliert:
Was die Tugendhaftigkeit erhöht, sind weder Wissen noch Gewissen. Die wahre Quelle aller Tugend und Exzellenz ist die Hochachtung vor dem Schöpfer.
Nimmt man hinzu, dass auch der Wille weitestgehend gebrochen wurde, dass das Denken keine Hemmungen mehr kennt und dass die menschlichen Gefühle inzwischen so niederträchtig und blutrünstig sind wie bei Kannibalen, dann wird das ganze Ausmaß des Alptraums, den wir erleben, offenkundig.
Aus diesem Grunde ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir abermals alle unsere Urteilsprinzipien auf den Prüfstand stellen, dass wir unsere Linie logischen Argumentierens finden, dass wir unsere Willenskraft wiedererlangen und dass wir uns einer Bildung widmen, die sich durch Zielstrebigkeit und Entschlossenheit auszeichnet. Da wir in einem Universum leben, das von Ursachen regiert wird, können wir diese nicht einfach ignorieren. Sonst würden wir ja fälschlicherweise einem absoluten Determinismus das Wort reden. Verantwortung zu übernehmen heißt vielmehr, dass wir unseren Blick auf das unentbehrliche Prinzip der Kausalität lenken.
Von diesem Ansatzpunkt ausgehend, wird eines ganz deutlich: Wenn wir heute nicht mit aller Ernsthaftigkeit die Grundprinzipien jener zerstörerischen Gedanken, Ideologien und Bewegungen analysieren, um dann die nötigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen, dann wird es sich kaum vermeiden lassen, dass wir erneut von Unmoral, gesellschaftlichen Tragödien und Korruption in den unterschiedlichsten Variationen heimgesucht werden. Es ist nicht schwer, die Konsequenzen einer verhängnisvollen Entwicklung zu beschreiben, nachdem sie ihren Lauf genommen hat. Die Kunst besteht darin vorherzusehen, welche Ursachen und Faktoren welche Wirkung erzeugen werden. Was unsere jüngere Geschichte betrifft, so haben wir diese besondere Einsicht mit Sicherheit vermissen lassen. Jedenfalls dürfen wir nicht von uns behaupten, dass wir zur rechten Zeit unsere Willenskraft eingesetzt hätten. Ganz im Gegenteil! In dieser düsteren Phase haben die Menschen an ihrer eigenen Denkweise, Entschlusskraft und Standhaftigkeit gezweifelt und deshalb ständig an irgendwelche übergeordneten Mächte appelliert, doch bitte die Herrschaft an sich zu reißen. Man pflegte den Standpunkten gewisser Gelehrter, Wissenschaftler, Länder oder Staaten zu vertrauen, wodurch dem reinen Bewusstsein und dem unschuldigen Gewissen der Menschen Charakterschwäche eingeflüstert wurde, sodass ihr Durchhaltevermögen mit der Zeit immer mehr schwand. Die Dominanz und Herrschaft dieser Leute über unseren Verstand und unser Handeln hat eine Vielzahl von Persönlichkeitsstörungen und geistigen Verwirrungen hervorgebracht, besonders was unser Denken und die Akzeptanz bestimmter Ideen und Interpretationen angeht. Insbesondere bei Menschen, die aufgestülpte Vorstellungen bedingungslos akzeptiert haben, führte dieser Prozess zu einer irreparablen Lähmung des Geistes.
Descartes sagte einmal: „Ein Denken, das nicht frei ist, kann nicht wirklich als Denken betrachtet werden.“ Sind wir denn tatsächlich nicht in der Lage, Descartes in diesem Punkt zu folgen und uns vom Neo-Scholastizismus unserer Tage, der in vielerlei Hinsicht so verkommen und überholt ist, zu befreien? Scheinbar nicht…
In den kommenden Jahren werden Menschen, deren Blick auf die leuchtenden Horizonte dieser Welt und des Jenseits gerichtet ist, alle von außen übergestülpten und unbewusst verinnerlichten Gedanken, Formeln und Systeme einer eingehenden Prüfung unterziehen. Sie werden die Gesellschaft von allem überflüssigen Ballast befreien, der sie sich selbst entfremdet. Außerdem werden sie ihren Mitmenschen dabei helfen, ihre spirituellen Wurzeln wiederzufinden, damit sie ihren inneren Kern und ihre Persönlichkeit fortan besser schützen und ihren eigenen Weg in die Zukunft finden können. Und während sie immer weiter voranschreiten, werden sie ihre Umwelt so aufmerksam studieren, dass sie in der Lage sind, Vergangenheit und Gegenwart zugleich zu deuten und zu kommentieren; denn beide sind untrennbar miteinander verknüpft. Genauso wenig, wie sie Althergebrachtes allein deshalb verurteilen, weil es alt ist, akzeptieren sie blind alles Neue, nur weil sie es für unverbraucht und frisch halten. Das augenfälligste Merkmal dieser aufgeklärten Menschen wird sein, dass sie fundierte Erkenntnisse über Vergangenheit und Gegenwart besitzen, dass sie auch die Wahrheiten hinter diesen Erkenntnissen sehen und dass sie – bis zu einem gewissen Grade – versuchen, diese Wahrheiten in Einklang mit den neuesten Forschungsergebnissen zu bringen: nämlich indem sie sie mit Denkschärfe, Beweiskraft und Folgerung filtern und sich dabei von den Strömungen der Inspiration leiten lassen.
Um diesen Wandel zum Positiven herbeizuführen, ist es unbedingt erforderlich, dass man die jüngere Vergangenheit einschließlich ihrer historischen Persönlichkeiten kennt. Welche Menschen haben die Geschichte ganz entscheidend geprägt und gestaltet, was waren die wichtigsten Faktoren, Motive und Umstände der Entwicklungen? Wem ist es gerade in den letzten Jahren gelungen, die Liebe und Begeisterung unserer Gesellschaft neu zu entflammen? Wer waren die Verfasser und Komponisten jener Arbeiten und Werke, die unsere kulturellen und gesellschaftlichen Errungenschaften reflektieren?
Wenn wir uns über all dies im Klaren sind, werden wir unsere Zukunftsvisionen sicherlich besser formulieren und unsere Projekte dementsprechend ausrichten können. Dann wird uns das Glück zuteil werden, in die Fußstapfen von Persönlichkeiten zu treten, die sich die Reinheit ihres Denkens, ihrer Anliegen, ihrer Liebe und ihrer toleranten Moral sicher und aufrichtig im Herzen bewahrt haben.
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