50 Jahre Menschenrechte – Eine persönliche Bilanz
Was bewegt einen Menschenrechtler, sich ein Leben lang für andere Menschen einzusetzen? Bei James C. Harrington waren es der Optimismus und die Zuversicht des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, der seinen Idealismus anfachte und ihm auch 50 Jahre später und um etliche Erfahrungen reicher noch sehr präsent ist.
Der 50. Jahrestag der Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im vergangenen Jahr war für all diejenigen unter uns, die damals gerade zur Schule gingen oder ein Internat besuchten, besonders ergreifend. Noch heute erinnern wir uns genau an diesen furchtbaren Freitagnachmittag und an die Situation, in der uns die schlimme Nachricht ereilte. Ich für meinen Teil war gerade dabei, mich zusammen mit einigen Klassenkameraden im Wohnheim meiner Schule umzuziehen, als ein Freund hereinstürmte und uns berichtete. Wir waren schockiert und wollten es nicht wahrhaben. Doch unser letzter Funken Hoffnung zerstob, als das Fernsehen die unbegreifliche Realität bestätigte. Die nächsten drei Tage verbrachten wir, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, wie gebannt vor dem Fernseher. Erst nach Ende des Staatsbegräbnisses nahmen wir unser normales Leben wieder auf.
Für viele von uns war Kennedy das Versprechen an unsere Generation gewesen. Seine Eloquenz, sein Humor und sein Charme hatten uns mit Idealismus erfüllt. Und der Satz seiner berühmten Antrittsrede: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst“ inspirierte uns dazu, uns für unsere Mitmenschen einzusetzen und unser Land auf dem Weg der Demokratie voran zu bringen. Er forderte uns auf, der Welt die Hand zu reichen. Und das 1961 auf seine Initiative hin gegründete Friedenscorps zur Verständigung zwischen Amerikanern und Nichtamerikanern motivierte uns zusätzlich.
Ich wage zu behaupten, dass nur wenige Menschen, die für die Menschenrechte aktiv sind, keine spirituellen Menschen sind.
Wenn die Geschichte eine tragische Wendung nimmt, sterben die Träume, verbrennt der Idealismus der Jugend zu Asche. Aber wir stemmten uns gegen diese Desillusionierung und investierten auch weiterhin viel Energie in die Bürgerrechtsbewegung und in andere Bewegungen, die später kamen – für Frauenrechte, für die Umwelt, für den Frieden.
Viele aus meiner Generation folgten Kennedys Aufruf und den von ihm propagierten Idealen und engagierten sich für die unterschiedlichsten zivilgesellschaftlichen Visionen. Manche von uns bezahlten diesen Einsatz mit dem Leben und wurden brutal gefoltert. Andere wurden im Café oder im Bus zusammengeschlagen, oder es wurden Hunde auf sie gehetzt. All diesen Widernissen zum Trotz schluckten wir allen Schmerz, den uns die unfassbaren Morde an Robert Kennedy oder auch an Martin Luther King Jr. zufügten, herunter und bemühten uns nach Kräften, ihre Träume am Leben zu erhalten.
Natürlich waren wir nicht auf uns allein gestellt. Wir profitierten von der Vorarbeit, die frühere Generationen geleistet hatten, und wir wussten das Erbe und die Mühen derer, die vor uns gelebt hatten und nun in Frieden ruhten, zu würdigen. Aber es war die klare Stimme von John F. Kennedy, die uns junge Leute damals am meisten anspornte. Ich selbst engagierte mich zunächst vor allem in der Landarbeiterbewegung unter Führung von César Chávez, anschließend allgemein für Menschenrechte. Weiterlesen