„Bebauen und Bewahren“ oder „Zum Untertan machen“

Folker Thamm, lutherischer Pastor i. R., setzt sich für Umweltbewusstsein und Umweltschutz sowie den interreligiösen Dialog ein. In diesem Interview geht es um das Umweltbewusstsein der – im speziellen christlichen – Religionen und um theologische Ansätze zum Schutz des Ökosystems. Folker Thamm äußert sich über das Verbraucherverhalten in Deutschland und über die sächsische Tradition der Nachhaltigkeit, die in dem Prinzip „Man darf nur so viel Holz im Wald schlagen, wie wieder nachwächst“ zum Ausdruck kommt. In den vergangenen 50 Jahren sei dieses Bewusstsein sowohl beim Einzelnen als auch in der Gesellschaft im Allgemeinen gewachsen.

Die Fontäne: War der Bericht „Grenzen des Wachstums“ des Umwelt-Expertenzusammenschlusses „Club of Rome“ aus dem Jahre 1972 Ihr erster Anlass, sich Gedanken über den Umweltschutz zu machen, und woher stammt Ihre Motivation, sich für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu engagieren?

Folker Thamm:Ja, das stimmt sicher. Ich hatte 1969 einen Aufenthalt in Westafrika als Entwicklungshelfer des „Weltfriedensdienstes” hinter mir und arbeitete nun als Studienleiter in der internationalen, vor allem auf Afrika bezogenen Erwachsenenbildung. Der Bericht vom Club of Rome „Grenzen des Wachstums” erweiterte nun den globalen Horizont. Darüber haben wir viele Seminare veranstaltet, besonders im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung seit 1975/76. Wir definierten damals ein Schwerpunkthema mit dem Titel: „Die Herausforderung durch die Umweltkrise – auf der Suche nach einem neuen Lebensstil“. Sehr bald merkten wir in der Analyse der Probleme, dass die Herstellung und Nutzung von Energie ein Schlüsselproblem der ökologischen Krise darstellen. Wir empfahlen, aus der Nutzung der Kernenergie auszusteigen und gleichzeitig die Produktion von Energie,  auch die Stromgewinnung durch fossile Brennstoffe, wegen der C02-Belastung und des zu erwartenden Klimawandels zu begrenzen und auf regenerierbare Energiequellen wie Wind, Wasser und Biomasse zu setzen.  Daraus wurde die Kampagne „Energiesparen –ja bitte“ als Ergänzung zur „Atomkraft – nein danke“ und „Energiesparen ist die Energiequelle der Zukunft“. Später als Gemeindepastor im Kirchenkreis Lüneburg habe ich ab 1995 ein bundesweites Pilotprojekt koordiniert: „Energisch Energie Sparen“ am Beispiel der Gemeinde- und Pfarrhäuser in Zusammenarbeit mit der niedersächsischen Energieagentur. Immer ging es darum zu lernen, mit unseren Ressourcen sorgsam umzugehen und einen Beitrag zu leisten zum nachhaltigen Klimaschutz.

Sie beschreiben Umweltschutz als Bewahrung der Schöpfung. Gibt es einige Bibelstellen, die Sie besonders inspirieren?

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