Einige Leitregeln für die methodische Vorgehensweise


Das Engagement gegen Gewalt 3
Fethullah Gülen

Im ersten und zweiten Part dieses Dreiteilers erklärte Lehrmeister Gülen folgende Kernaussagen:

Gewalt ist eines der größten Probleme unserer Zeit und muss durch präventive Maßnahmen und gesellschaftliches Engagement eingedämmt werden.

Dialog, Toleranz und gegenseitiger Respekt sind essenziell, um Feindseligkeit abzubauen und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.

Nachhaltige Veränderungen erfordern Geduld, kontinuierliche Reflexion und die Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen anzupassen.

Der beste Weg, Hass und Vorurteile zu überwinden, ist ein vorbildliches Verhalten, das Mitgefühl, Vergebung und respektvolle Begegnungen in den Mittelpunkt stellt.

Part 3:

Auch wenn es zu unseren wichtigsten Zielen gehört, Gewalt zu entschärfen und für allgemeinen Frieden unter den Menschen zu sorgen, sollten wir es tunlichst vermeiden, anmaßend aufzutreten und überheblich zu werden.

Wir dürfen nicht vergessen, dass alles in Gottes Hand liegt. Was Er will, geschieht, und was Er nicht will, wird nicht eintreten. Ihr könnt weit reisen, Berge und Täler durchqueren, doch ohne Gottes Willen werdet ihr keinen einzigen Schritt wirklich vorankommen.

Das bedeutet nicht, dass der Mensch keinen freien Willen besitzt und dass wir das Prinzip der Kausalität außer Acht lassen. Im Gegenteil, uns obliegt es, alles in unserer Macht Stehende zu tun und uns vollkommen für die Dinge einzusetzen, die wir für richtig und gut erachten.1

Doch wir dürfen nicht vergessen, dass das Erschaffen des Ergebnisses allein Gott gehört. Ja, es ist Gott, der die Liebe in die Herzen pflanzt und die Menschen einander näherbringt und vereint. Wer alles nur in Materie, Macht und Kraft sucht, wird dies nicht begreifen können.

Eine andere wichtige Sache diesbezüglich ist die folgende: Zweifelsfrei hegen wir viele Wünsche, Pläne und gute Absichten in Bezug auf das Wohlergehen der Menschheit und wünschen uns von tiefstem Herzen, dass die Dinge, die wir für gut erachten, auch realisiert werden.

Doch muss man gut einschätzen können, wo die Schnittpunkte zwischen unseren Idealen und den Realitäten liegen. Ansonsten wird all unsere Mühe vergebens sein.

Schlimmer noch, wir könnten als Resultat das Gegenteil von dem vorfinden, was wir beabsichtigt hatten. Bevor man ein Problem zu lösen versucht, ist es daher wichtig, gut abzuschätzen, ob man auch wirklich imstande ist, gegen dieses Problem etwas bewirken zu können. Zumindest sollte man im Vorhinein gut ausrechnen können, ob die Schritte, die man zu unternehmen gedenkt, der Sache dienlich sein werden.

Zuletzt sollten wir noch Folgendes festhalten: Wenn Gewalt, Radikalismus und Terror einmal ausgebrochen sind, ist es äußerst schwierig, dagegen anzukämpfen, geschweige denn sie zu beseitigen.

Denn sobald Menschen miteinander in Streit geraten und Hass sowie Feindseligkeit aufkeimen, weichen Vernunft und Urteilsvermögen zurück – niemand hört mehr auf den anderen.

Deshalb sollte der eigentliche Fokus darauf liegen, das Entstehen solcher Probleme von vornherein zu verhindern. Oder potenzielle Ursachen frühzeitig zu erkennen, sie direkt anzugehen und umgehend zu lösen.

Die Aufgabe kluger, vernunftgeleiteter Menschen besteht darin, den Verlauf der Geschehnisse genau zu analysieren und im Voraus Lösungen für mögliche Probleme zu entwickeln.  

Anmerkungen

Für mehr dazu, dass Kausalität eine hohe Relevanz besitzt, jedoch alles in dieser Welt mit einem „bedingten Determinismus“ zu betrachten ist, siehe: Eine Denkkultur des Wissens 1 & 2.

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