Ibn Badscha

Ein Duell mit der Dualität

Ibn Badscha, auch Avempace genannt, reiht sich ein in die Riege der bedeutenden muslimischen Universalgelehrten des Mittelalters. Er plädierte dafür, dass sich die Menschen weiterbilden und engagieren. Nur so sei der Aufbau einer besseren Gesellschaft möglich.

Abu Bakr Muhammad ibn Yahya as-Sa’igh, besser bekannt als I n Badscha oder Avempace (ca. 1070-1138), war einer der bedeutendsen Philosophen Andalusiens im 12. Jahrhundert. Er verkörp rte das, was man sich sonst unter einem Menschen der Renais ance vorstellt: Er war Wesir, Dichter, Arzt, Komponist und vor allem Universalgelehrter. Sein Wissen erstreckte sich auf so unterschiedliche Disziplinen und Bereiche wie Medizin, Musik, Mathematik, Naturwissenschaft, Logik, Astronomie, Naturphilosophie, Metaphysik, Literatur und arabische Sprache. Er studierte in Saragossa und arbeitete später als Wesir und Arzt. Er verfasste bedeutende Werke über die Medizin, die Natur, die Astronomie und die politische Philosophie. Einige dieser Werke sind uns erhalten geblieben. Ibn Ruschd (Averroes) zufolge war er der erste Gelehrte in Spanien, der den einzelnen Individuen eine Führungsrolle in der Gesellschaft zugestand („Herrschaft des Einsamen“).

Der Stellenwert der Ethik in der Philosophie von Ibn Badscha

Ibn Badschas Philosophie gemäß werden alle Geschöpfe mit der Vorgabe erschaffen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen: Gott zu erkennen und Ihn so anzubeten, wie es ihnen geziemt. Menschen, die dieses Ziel erreichen, sind glückliche Menschen. Dauerhaftes Glück und Zufriedenheit bietet allein das Erkennen des Ewigen Einen mit dem Intellekt.1 Ibn Badscha drückt es folgendermaßen aus:

„Wer Gott (den Einen Gott, der keine Partner hat) wirklich kennt, weiß, dass das größte Leid im Missfallen Gottes und in der Trennung von Ihm und das größ- te Glück in Gottes Wohlgefallen und in der Nähe zu Ihm liegen. Gott nahe sein kann aber nur, wer sich selbst kennt.“

Laut Ibn Badscha darf ein Mensch in dem Maße als wahrer Mensch betrachtet werden, wie er sich von anderen Lebewesen (Tieren, Pflanzen etc.) unterscheidet. Unter den verschiedenen Arten von Lebewesen ist nur der Mensch dazu in der Lage, sein Handeln mit dem freien Willen zu steuern; jedoch auch nur dann, wenn er seinen Verstand einsetzt und seine körperlichen Begierden kontrolliert oder sie sogar völlig ablegt, statt selbst von ihnen kontrolliert zu werden. Nur Handlungen, die diesem Zweck dienen, beschreibt er als ihrem Wesen nach menschliche Handlungen. Zwei Beispiele: Die Nahrungsaufnahme ist eine tierische Handlung, wenn man damit nur ein Hungergefühl stillt. Sie ist aber eine menschliche Handlung, wenn man daraus Kraft schöpft, um seine Spiritualität zu stärken. Wenn jemand einen Stein zerschlägt, weil er sich daran verletzt hat, ist dies eine tierische Handlung. Aber wenn er es tut, um jemand anderen vor der gleichen Verletzung zu bewahren, handelt er menschlich. Ibn Badscha vertrat die Auffassung, dass Weiterlesen

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