Was PISA nicht messen konnte

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Das Wort Pisa vermag unterschiedliche Assoziationen zu wecken: Zum einen beschwört es das eher romantische Bild eines schiefen Turms in der italienischen Toskana herauf, zum anderen aber auch – mittlerweile immer häufiger – das eines schulischen Testsystems, das in vielen Ländern massive bildungspolitische Diskussionen ausgelöst hat.

Beginnend mit der Jahrtausendwende wurden und werden dabei alle drei Jahre die Kompetenzen 15-jähriger Schüler in den drei Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft schwerpunktmäßig getestet. Weniger das Faktenwissen, sondern die korrekte Erfassung einer Aufgabe und deren Lösung sind dabei vordergründige Bewertungskriterien, die gleichzeitig als Leistungsparameter gewertet werden. Am derzeit aktuellsten PISA-Testdurchgang (2012) mit dem Schwerpunkt Mathematikkompetenz nahmen insgesamt 68 Länder teil. Ergebnisse hierzu sind aber voraussichtlich erst im Dezember 2013 zu erwarten. In der PISA-Studie von 2009 war Österreich im direkten Vergleich der mehrheitlich deutschsprachigen Länder Schweiz, Deutschland, Liechtenstein und Österreich in sämtlichen Kompetenzbereichen Schlusslicht, während Deutschland im Bereich Naturwissenschaften, die Schweiz in punkto Lesefähigkeit und Liechtenstein in Mathematik führend war. Weltweit lagen bei PISA 2009 in allen drei Testkategorien asiatische Länder bzw. Städte wie Shanghai, Hongkong, Singapur und Südkorea auf den vorderen sechs Plätzen. Das gleiche Kunststück gelang von allen europäischen Ländern nur Finnland. Worin liegt nun aber die Aussagekraft dieser Ergebnisse? Die Bandbreite der Expertenmeinungen zu dieser Frage ist groß. Während einige, zum Beispiel der österreichische Bildungswissenschafter Hopmann, behaupten, dass PISA (Kurzform für: Programme for International Student Assessment / Programm zur internationalen Schülerbewertung) „nichts über die Leistungen der Schüler“ aussage, meint beispielsweise Andreas Schleicher, der internationale Koordinator der PISA-Studien, dass Schulen inzwischen einen „nach außen gerichteten Blick“ hätten und „auf die nächste Nachbarschule“ schauen würden. Dasselbe gelte auch für Lehrer und Bildungssysteme, die nun untereinander Vergleiche anstellen, was es vor den PISA-Studien in dem Maße nicht gegeben habe. Im Folgenden soll PISA zunächst aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und eine Annäherung an die komplexe Thematik versucht werden. Anschließend folgt ein kurzer Ausblick: Inwiefern könnte oder sollte sich PISA auf das Schul- und Bildungssystem auswirken?

Wer steht hinter PISA?

Die PISA-Untersuchungen werden von der OECD, der Organisation für Wirtschaft und Entwicklung, durchgeführt. Aus dieser Tatsache ergibt sich auch die grundsätzliche Intention der Studien: die Forcierung der wirtschaftlichen Entwicklung. Doch bereits hier regen sich Widerspruch und Kritik, die unter anderem von Bildungswissenschaftern wie Thomas Jahnke offen geäußert wird. Bildung werde nämlich an diesem Punkt „nicht nur äußerlich in ihrer Erscheinungsform und ihrem Betrieb ökonomischen Prinzipien unterworfen, sondern auch innerlich“. Zweck so geformter Bildung sei nicht mehr eine „humanistisch motivierte Teilhabe an der Kultur“, sondern die „Sicherung der ökonomischen Vorherrschaft der Industriestaaten.“ Der Wettbewerb zwischen den Ländern wird durch PISA eindeutig geschürt. Soll und darf Bildung aber tatsächlich einem Wettbewerb unterliegen? Die OECD selbst wirbt damit, dass Politiker weltweit PISA nutzen können, um die Kompetenzen ihrer Schüler mit denen anderer Länder zu vergleichen. Außerdem ermögliche PISA, Maßstäbe für die Verbesserung der Ausbildung zu etablieren und die relativen Schwächen des landeseigenen Ausbildungssystems zu eruieren.

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5 Gedanken zu „Was PISA nicht messen konnte

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